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Abschied

Hu|re [f. 11] 1 → Prostituierte 2 [vulg.] Frau, die gegen Bezahlung und/ oder Geschenke (ggf. gewerbsmäßig), leichtfertig und wahllos mit Männern Geschlechtsverkehr ausübt (Syn. Dirne, Freudenmädchen, Nutte)


Abschied

Das Telefon klingelt, kann es mich doch nicht mehr wecken. Stunden schon sitz ich da und denke an dich. Das erste Licht des Morgens wirft blasse Schatten an weiße Wände. Rot blinkt das Licht neben dem Hörer, schon lang steht es nicht mehr neben meinem Bett. Ich steh auf. Nach dem vierten Klingeln heb ich ab. Deine Stimme hört sich gut an, fühlt sich leer an. Du redest drauf los. Belanglosigkeiten. Die Erinnerung ist stets süßer als Geschehenes, mein Erinnerung voll Bitterkeit. Mein Herz schlägt schwer in der Brust. Sehnsüchtig nach Aufmerksamkeit lausche ich deiner Wirre. Genieße die Minuten Zeit vergehen. Sollte mich freuen dich zu hören. Hab ich doch Nächte lang gewartet, die Sekunden gezählt. Durchs Fenster sehe ich die Sonne den Himmel röten, erwacht der Tag. Ich sollte gehen. Du machst es mir schwer. Zu verführerisch deine leeren Versprechen. Sehne mich nach deinem Körper, deiner Nähe. Doch alles was mir bleibt ist deine Stimme, die mir mit Deutlichkeit die zweite Wahl zuspricht. Du willst mich sehen, sagst du, weil du mich gern hast. Doch alles was du gern hast sind die Dinge, die du mit mir machen kannst. Behauptest du würdest nicht wissen was du tun solltest, würde ich mich dir verweigern. Ich denke das erste Mal daran zu gehen. Schmerzlich brennen sich deine Worte auf meinen Leib, versengen meine Haut. HURE tätowierst du mir mit fetten Lettern in die Brust. Besteht meine Bedeutsamkeit darin die einzige zu sein die sich nicht verweigert? Beschämt lass ich die Tränen rollen. Merkst nicht wie du mich verletzt. Kümmert es dich nicht. Ich frage mich was dich dazu bewegt mich anzurufen, frage mich was du dir davon erhoffst. Ist es die Bestätigung deiner selbst, die Gewissheit begehrt zu werden, jemanden warten zu lassen, der mehr als nur verlässlich scheint? Wollte die Zeit mit dir als etwas Besonderes bewahren. Doch du reißt Geschehenes in Stücke, lässt bloß die Trümmer meiner Erinnerung übrig. Gewaltsam gestehe ich mir, welcher Art deine Zuneigung entspringt. Wünschst du dir die Hure und vergisst das Herz in mir, vergisst den schmalen Grad der zwischen Achtung und Missachtung liegt. Trampelst wie ein fetter Bauer durch meinen Garten, dir zu nehmen was du begehrst, was du brauchst. Hinterlässt Verwüstung und Zerstörung. Du bist müde, ich hellwach. Du bist berauscht, ich vollkommen klar. Du bist gewiss zufrieden, ich einsamer als zuvor. Du willst schlafen, ich sag gut Nacht. Doch trennen können wir uns nicht. Zwei Stunden reden wir. Zwei Stunden, wie immer. Zwei Stunden, bis wir müde sind. Reden noch ein wenig, schnell die Schmerzlichkeit verlieren. Ich spüre das Ende nahen. Als ich den Hörer auflege weiß ich, dass es nicht mehr weit ist.
Trotzdem kann ich nicht schlafen.


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