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Rot



Warum ich hier bin

Warum ich hier bin?
Weiß ich es?
Nein
Sinnlose Leere
Leerer loser Sinn
Lose Sinnleere
Die Lösung
Die Therapie
Die Aufgabe
An Sich
Die Abgabe
Des Ich
Zerstört!!






Rot

Vor mir liegt die Leere längst vergangener Tage. Kaum vermochte ich sie zu füllen. Schwarzes Passepartout umrandet schneeweißes Seidenpapier. Fast mehr Skizze, in roter Kreide, verwischt und blass zwar, doch lebendiger als diese Zeiten. Eine rote Spur führt uns durch meine Erinnerung. Sehen wir dort, im weichen Gras, den Kopf der schönen Rose, gestritten wird um ihn. Wer hat ihn vom grünen Stängel geschlagen? Man zerrt und reißt aneinander, besonders an der Axt. Das Paar könnte gegensätzlicher nicht sein, schwarz und weiß, Frack und Brautkleid. Schon spritzen die ersten Körperflüssigkeiten. Bald knöchelhoch wandeln sie in dem, was ihr Körper zu entbehren vermag. Doch halt! Es ist mehr als das, denn die Jahre haben die Körper gestärkt und die Wunden heilen augenblicklich, vollkommen von selbst. Vergessen in einer Grube zu stehen. Stetig steigt der Meeresspiegel. Das rote Meer, angereichert mit Blut und Speichel, Kot und Urin, Sperma und Tränen. Huch, was war denn das? Schwammen da gerade Hautfetzen herum? Tatsächlich, ganze Fleischstücke haben sie sich aus dem Körper gerissen. Die Grube ist bis zu den Knien gefüllt. Schweiß rinnt die Leiber hinab. Der Frack gibt sich geschlagen. Mit lautem Siegesgeheul reißt die Braut die Axt empor. Zu spät merkt sie, dass es ihr eigenes Blut ist, dass sie nur sich selbst verletzt hat. Erstarrt blickt sie auf ihren weißen Schenkel nieder, aus dessen klaffender Öffnung sich das Blut würgt. Die Axt sinkt hinab. Blutig rot glitzert ihr Scheitel, blutig rot der Rosenkopf, noch blickt er erschrocken drein, doch schon bald lässt er seine Blätter hängen und welkt zu braunem Moder. Der Frack ist groß und stark, mit einem Satz ist er aus der Grube raus. Leckt noch eine Weile seine Wunden und streichelt ihr das Köpfchen. Dann beobachtet sie seinen Körper entschwinden, bis nur mehr ihre Phantasie einen schwarzen Punkt in weiter Ferne tanzen lässt. Die Braut bleibt zurück in ihrer Grube, noch weint sie über ihre Wunden und die Einsamkeit. Hat er es geschafft zu gehen, so mancher ist im Sumpf erstickt. Man kann ihre Gesichter unter der Oberfläche sehen, immer dann wenn sie wütend ist. Doch morgen sind ihre Wunden verheilt und sie liegt wieder auf der Lauer. Irgendwer wird schon in die Grube fallen und sich vielleicht sogar den Knöchel brechen. Wenn sie Glück hat. Dann kann er nicht sofort wieder gehen. Gierig späht sie über den Rand der Grube. Schnell weiter. Da ist unsere rote Spur, wandelt sich in ein Band. Folgen wir ihm durch dunkle Tunnel. Kaum kann ich noch erkennen wer ich bin, nur in naher Ferne ein Licht. Schaut! Schaut alle her! Da liegt sie. Da liegt sie in ihrer ganzen Pracht. Die samtig weiche Haut zieht sich über ihren ganzen Leib. Grenzenlose Weiblichkeit, mit kräftigen Schenkeln und rundem Po, schmaler Taille und flachem Bauch, die vollen Brüste bewegen sich im sanften Schaukeln des Atems. Ihre Kehleverletzlich dargelegt, schutzlos der zarte Schwanenhals. Das Antlitz ihres Gesichts, von tausend Malern zu zeichnen gesucht, doch keiner vermochte die engelsgleiche Göttlichkeit hinein zu legen. So strahlt es uns an, überirdisch. Reißt uns in seinen Bann. Die süßesten Versprechungen, die begehrlichsten Verheißungen. Wohlig fühlt sich ihre Haut an, verführerisch ihre vollen Lippen. Küssen sie so heiß, dass die Welt vergessen scheint. Ihre Umarmungen wissen einen jeden zum Glück zu bringen. Doch da ist eine Tür in ihrer Brust, ein kleines Törchen. Nur öffne nie ihre bleichen Rippen, der Käfig ist leer. Kein Herz, kein Gefühl. Die Abendsonne bricht auf ihren Körper nieder, versengt die bleichen Seidentücher, überzieht ihre blasse Hülle mit sündigem Rot. Sie ist die Hure! Und bezahlt wird mit Tränen. Schnell weiter. Wo ist das rote Band? Schnell packt es, es entwischt uns! Ich greife danach, doch alles was ich zu fassen bekomme ist ein Büschel rotem Fell. Das Band zerteilt sich in tausend Härchen, feuerfarbend aufgeplustert. Dort zur Tür! Ich muss sie öffnen. Ein kleines Mädchen sitzt im großen Bett. Trägt ein weißes Hemdchen nur und weiße Seidenstrümpfe. Weiße Laken, weiße Kissen, alles voll von mattem Weiß. Kaum Konturen zu entdecken. Steht da was? Wohl kaum! Und wenn doch? Das Mädchen hält die Beine breit. Hält sie immer breit. So hat sie’ s auch gelernt. Nun hält sie, sie artig auf, auch wenn sie nicht immer artig sein gewollt hatte. Ihr fahles Antlitz lässt sie chamelionartig mit ihrer Umgebung verschmelzen. Die Hände an den Leib gepresst und beinahe unsichtbar, aber nur beinah. Es ist das kleine Rinnsal, welches sie verrät. Langsam sickert es rot in die weißen Laken, am Scheitelpunkt ihres Dreiecks. Egal in welche Richtung, es ist immer ein Dreieck. Schon sind die Strümpfe fleckig, schon das Kleid. Dem Mädchen rollen die Tränen des Verlusts. Hatte so gewünscht, so gehofft. Doch Hoffnung ist umsonst, wenn sie alleine mit ihr ist. Die Kraft ist nicht da, auch der Wille fehlt. Es ist nur die Angst vor Verlust die sie hoffen lässt. Der Fleck breitet sich alarmierend aus. Will doch hier ein weiteres Leben nicht lebenswert sein. Schon spuckt das Dreieck Bröckchen. Nur rote Klümpchen, von der Liebe, die in ihr gedeiht. Doch auf dem weißen Lacken liegt das blutige Messer. Und man weiß, dass auch ihre Fingerabdrücke dort gefunden werden. Schnell weiter. Da der rote Schwanz, er lockt mich. Wir steigen hinauf. Steil ist der Weg. Kaum sehe ich ihn noch. Doch der Ausgang schreit mir gellend entgegen. Da ist mein roter Schwanz. Still sitzt der Fuchs da. Ja ich weiß du bist schlau, aber so können wir nicht verweilen. Siehst doch, dass ich außer Atem bin. Kannst du die Dunkelheit ertragen? Dann sei ein guter Freund. Kannst du’ s nicht? Dann lauf fort von hier und kehre nie wieder um!!!


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