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Der Phantasien Wille

Was hat dich so zerrissen
was hat dich so verletzt
was hat dich und dein Leben
und dein Herz so zerfetzt

was hat dich so zerrissen

das du nicht mal mehr weinst
das du nicht mal mehr schreist
das du nicht mal mehr merkst
dass dein Leben zerreisst


(Juli - Zerrissen)



Der Phantasien Wille


Der schmale Spalt spie matten Schein in ihr Gesicht. Die Wange an den hölzernen Rahmen gedrückt. Ihre Knie aufgeschürft vom rauen Boden. Die Schuhe verloren. Den Rock zerrissen. Ihr schmutziges Gesicht mit Tränen behangen, umarmten rote Perlen die aus ihren glühenden Lippen blühten. Völlig außer Atem von ihrem raschen Weg, euphorisch das Gesehnte erreicht zu haben. Hauchte sacht die Liebe in den Raum der ihr Verlangen barg. Dort kniete er auf klammem Boden, seine seidige Haut schimmerte von Licht und Farbe, schlug sie in den Bann. Eiserne Gitter waren durch sein Kleid gestoßen, bleierne Kugeln schmückten ihn, machten ihn zu einem Gefangenen seiner selbst. Seine Augen geschlossen. Voller Wehmut bebte der Mund. Sanft schmiegten sich die Hände an seinen Leib, liefen ihn ab, alles zu ertasten, berühren, liebkosen. Die Finger striffen die Haut, liefen den Bauch entlang, jene sanfte Vertiefung von Schmerz gezeichnet. Bis weit hinab, wo der Phantasien Wille gebärt. Mit stockendem Atem sah sie ihn wachsen. Trieb er sie doch einst zur Eile saß sie jetzt auf dem Boden ihres Daseins, regungslos, erstarrt. Nur ihr Inneres bebte, warf tosend Stürme auf. Konnte sie sich ihm nicht entziehen, keine Sekunde ihre Augen abwenden, die Lider schließen. Sah ihn erblühen, glühend rot, als er ihn fest in seine Hände schloss. Silbernes Besteck begann zu schließen was hoffnungsvoll nach Nässe lechzte, küsste sich tief in sein Wesen, den Willen zu stärken. Machte ihn fest und unfassbar. Und doch ließ er sich liebkosen, schwoll unter der Berührung seines Sklaven, unterlag seinen Wünschen, wie dieser seinem Willen. Sanft striffen seine Finger die zarte Haut, samtig glatt schmiegte sie sich in seine Hand. Sehnte sich nach mehr, immer rascher, höchste Eile wurde geboten. Seine bebenden Lippen öffneten sich, stießen die Lust in den kalten dunklen Raum, ließen ihn entflammen. Sein Begehren kroch durch den schmalen Spalt, heiß und triefend ließ sie das frieren vergessen. Lodernde Feuer erfassten die Mauern, erfassten die Leiber, erfassten die Seelen. Mit brennendem Herzen sah sie seinen Willen weinen, milchige Tränen flossen still zu Boden, löschten die Flammen, löschten das letzte bisschen Wärme. Sein Blick durchbrach den Spalt, durchbohrte sie, stob ihre Hülle entzwei um jene metaphysischen Innereien zu bestaunen, starrte herab auf ihre verborgenden Gedanken. Jähes Entsetzen riss sie davon, ihre Blöße zu bedecken. Kroch den schmalen Gang zurück, ihm zu entkommen. Still kauerte sie sich in eine tiefe Furche. Nur Dunkelheit und Kälte um sie herum. Ängstlich zitternd versuchte sie ihr Selbst vor seinen eisigen Fingern zu verbergen. Doch riss seine Unbarmherzigkeit ihre Seele in Stücke. Er selbst blieb ihrem Blick verborgen.
Unantastbar.

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